Im Einklang mit der Natur
Siglinde Beck fühlt sich schon immer naturverbunden. Mit dem Holunderhof hat sich die Kräuterpädagogin einen Traum verwirklicht.
Siglinde Beck fühlt sich schon immer naturverbunden. Mit dem Holunderhof hat sich die Kräuterpädagogin einen Traum verwirklicht.
Die vielseitigen Wälder, Wiesen und Flüsse Bayerisch-Schwabens laden zu Ruhe in der Natur ein. Siglinde Beck fühlt sich schon immer naturverbunden und hat deshalb eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin gemacht. Mit dem Holunderhof hat sie sich einen Traum verwirklicht, zaubert viele eigene Kreationen und bietet Gästen einen Ort mit vielen Erlebnissen und Ruhe.
Kindheit auf dem Bauernhof in Bayerisch-Schwaben: Geboren wurde die waschechte Rieserin am 17. März, dem Tag der Heiligen Gertrud, Patronin der Gärtner, Feld- und Gartenfrüchte. Traditionell steht dieser Tag für den Start der Gartensaison. Bei Siglinde Beck beginnt das Ende der Winterruhe und der Start des Hofjahres allerdings bereits mit Maria Lichtmess am 2. Februar. So war es bereits früher und so hält es Siglinde auch heute noch: Mit fünf Geschwistern wuchs sie auf einem Bauernhof auf – in Lehmingen, wie Lohe ein Ortsteil von Oettingen, dem malerischen Städtchen am nördlichen Riesrand, direkt an der Wörnitz gelegen. Nahe der Sehenswürdigkeiten des Nördlinger Ries verlebte sie eine unbeschwerte Kindheit, die sie die meiste Zeit in der Natur und mit vielen Tieren verbrachte. Sie half auf den Äckern beim Rüben-, Kartoffel- oder Heuernten. Und so fühlt sie sich auch sofort an ihre Kindheit erinnert, wenn ihr heute frischer Heuduft um die Nase weht. „Alleine das Rausgehen in die Natur ist die erste Heilung“, erzählt sie mit ihrer sanften Stimme.
Als Siglinde Beck den Hofladen des Holunderhofs Lohe mit seinen urigen Steinwänden betritt, beginnt der Raum zu leuchten. Ihre Haare, locker mit einer Klammer zurückgehalten, strahlen mit ihren Augen um die Wette – eine ganz besondere Aura füllt den Raum. Ihr Lächeln wirft Grübchen auf die Wangen. Jeder spürt sofort: Siglinde Beck hat ihren Platz gefunden – im Einklang mit der Natur, mit alten Bräuchen und Zeiten, immer mit ganzem Herzen dabei. Dass sie heute als Biobäuerin, Kräuterpädagogin, Hauswirtschafterin, Mutter und Verkäuferin im Hofladen – kurz gesagt als Allrounderin – den Holunderhof gemeinsam mit ihrer Familie betreibt, gleicht aus ihrer Sicht fast schon einer Fügung. Denn die Liebe zur Natur wurde ihr wortwörtlich in die Wiege gelegt.
Der eigene Hof bei Oettingen – Holunderhof Lohe: Nach ihrer Heirat gab es für sie dann auch keinen Zweifel, gemeinsam den heimischen Hof ihres Mannes zu übernehmen. „Wir stellten ein paar Jahre später auf Bio um. Wir haben für uns gespürt, dass dies unser Weg in der Landwirtschaft ist. Und wir möchten Besuchern einen Ort bieten, an dem sie sich wohlfühlen und zur Ruhe kommen können.” Als sie sich entschlossen hatten, Rinder zu halten, stießen Siglinde und ihr Mann bei der Recherche auf die Galloways. An der ursprünglichen alten Rinderrasse faszinierte sie unter anderem, dass es Tiere der Kelten waren. Die waren auch im Ries beheimatet – ganze Siedlungen wurden hier von den Kelten gebaut. Es gibt Keltenhügel und eine große Keltenschanze in der Nähe des Waldes. Das ist nicht die einzige Verbindung: Die Becks bauen auch alte Getreidesorten wie Dinkel, Emmer oder Leindotter an. Als Mitglied des Zusammenschlusses „Geopark Ries kulinarisch“ stellen sie daraus wertvolles Leindotteröl her – das „Gold der Kelten“.
Kräuter sind die Heilkraft der Natur - gesunde Köstlichkeiten Bayerisch-Schwabens: Geprägt von ihrer Großmutter, die Kamillenblüten für heilsamen Tee zupfte, und ihrer Mutter, die kranken Kindern Holundersaft zur Stärkung gab, beschloss Siglinde, die Natur zu ihrem Beruf zu machen und absolvierte 2006 eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin. Ihre Augen beginnen noch intensiver zu leuchten, wenn sie davon erzählt:
„Bereits die Kelten bestellten ihre Felder mit Leinsamen, so findet alles seinen Weg im Kreislauf wieder zurück”.
So zaubert sie aus Wildkräutern und Wildfrüchten süße und pikante Aufstriche, Liköre und Holunderprodukte – von Gelee bis Sirup. In den Sommermonaten kommen ihre Besucher in den Genuss erfrischender Holunderlimonade. Die Zutaten dafür sammelt sie in der Natur und an ihrem Lieblingsort, der einem Kraftort gleicht: der Ruine Niederhaus, südlich von Nördlingen. Dort trifft man Siglinde manchmal sogar in Tracht und ausgestattet mit Flechtkorb auf dem Rücken beim Kräutersammeln, fast wie in einer anderen Zeit. „Ich stelle mir vor, wie die Menschen im Mittelalter hier lebten und sich bereits an den Kräutern und wilden Früchten bedienten. Diesen Ort umgibt eine magische Atmosphäre”, schwärmt Siglinde.
„Ich liebe es, im Einklang mit den Jahreszeiten zu sein, die Schätze der Natur zu kennen und daraus gesunde Köstlichkeiten herzustellen.”
Kräuterwanderungen & Eselspaziergang rund um Oettingen
Heute gibt die Expertin ihr Wissen gern an Gäste weiter. Ob Kräuterführung, Eselwanderung oder auf dem Jakobsweg – die heimischen Wildkräuter und Früchte am Wegesrand finden bei Siglinde immer Beachtung. „Die Tageswanderungen auf dem Jakobsweg gehören zu meinen Lieblingsausflügen. Diese Führungen mache ich gemeinsam mit meiner Schwester.” 2009 erfüllte sich Siglinde einen weiteren Lebenstraum oder besser gesagt drei: Cosima, Peppino und Viktor. Drei Esel. Schon als Kind träumte sie davon, ihr Zuhause mit Eseln zu teilen. „Wenn ich dann mal viel gesprochen und erzählt habe auf den Führungen, liebe ich es, mit den Tieren spazieren zu gehen.”
„In meiner Heimat kann man einfach super abschalten und genießen”, schwärmt Siglinde, die es aber doch nicht ganz lassen kann und in Gedanken bereits das nächste Programm für ihre Hofbesucher plant, um ihnen auch in Zukunft die Naturschätze der Region nahezubringen.