Sebastian Priller im Bierverkostungskeller
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TVABS, F. Trykowski

Vom Brauen und Treibenlassen

Sebastian Priller-Riegele ist viel rumgekommen, um Bayerisch-Schwaben und Augsburg neu schätzen zu lernen.

    Er prägt seine Heimat maßgeblich mit. Durch Augsburger Bier und das kultige Spezi-Getränk. Durch Bierführungen, Verkostungen und Braukurse in der Familienbrauerei direkt am Hauptbahnhof. Und nicht zuletzt durch sein Engagement beim FC Augsburg. Ansonsten trifft man Sebastian Priller-Riegele auf der Maximilianstraße, in der Augsburger Puppenkiste, beim Straßenbahnfahren oder auf dem Sonnendeck über den Dächern der Stadt.

    Sebastian Priller am Herkulesbrunnen in der Maximilianstrasse
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    Sebastian Priller am Kessel im Gärhaus
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    Man kennt ihn im bayerisch-schwäbischen Augsburg. Wenn Sebastian Priller-Riegele durch die Welterbe-Stadt zieht, hört er an vielen Ecken ein freundliches „Servus“. Ein echtes Urgestein? Könnte man meinen. Doch der aufgeschlossene Brauer hat schon früh seinen Blick über die Stadtgrenzen hinaus gerichtet. Als Weltmeister-Biersommelier ist er rund um den Globus unterwegs, tritt auf internationalen Veranstaltungen auf, war mehrfach im Fernsehen zu sehen. Bodenständig bleibt er trotzdem. Vielleicht, weil er mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch kommt – vom Ministerpräsidenten über den Pfarrer bis zur Putzkraft. Und sicher auch, weil er die Geschichte seiner Brauerei verinnerlicht hat. Seit 1386 wird hier Bier gebraut. „Wir denken in Generationen. Die Brauerei gehört nicht mir oder meinen Kindern. Sie ist ein Erbe, das wir eines Tages weitergeben“, sagt er mit spürbarem Respekt.

    "Wir denken in Generationen. Die Brauerei gehört nicht mir oder meinen Kindern. Sie ist ein Erbe, das wir eines Tages weitergeben“

    Sebastian Priller an der Abfüllanlage
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    Riegele-Bierspezialitäten
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    „Die Älteren müssen machen lassen, die Jüngeren zuhören können“

    Im schwäbischen Bayern geboren, in der Augsburger Innenstadt aufgewachsen
    Sein Tag beginnt mit zwei schnellen Espressi und einem kurzen Fußmarsch zum Brauereigelände – direkt am Augsburger Hauptbahnhof, wo das Herz des Unternehmens schlägt. Hier finden Führungen, Verkostungen und Braukurse statt. Hier treffen sich Bierliebhaber im Wirtshaus, im Reifekeller oder im Biergarten unter Kastanien. Und mittendrin: Sebastian Priller-Riegele, der in 28. Generation die Geschicke lenkt. Kein Tag gleicht dem anderen. Mal entscheidet er direkt am Braukessel, mal taucht er tief in technische Fragen ein. Bei wichtigen Themen hält er Rücksprache mit seinem Vater – ein eingespieltes Team: „Die Älteren müssen machen lassen, die Jüngeren zuhören können“, meint er schmunzelnd. Doch sein Engagement reicht weit über die Brauerei hinaus. Sebastian ist ein Netzwerker, der „sein“ Bayerisch-Schwaben voranbringen will. Als Regionalvorstand der IHK, Stiftungsratsmitglied des Augsburger Eishockeyvereins und seit kurzem Aufsichtsrat beim FC Augsburg setzt er sich für seine Heimat ein. Vor allem der Sport liegt ihm am Herzen: „Wir werden als sympathische Underdogs wahrgenommen. Oft unterschätzt – aber das kann auch Vorteile haben“, meint der 49-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln.

    Namibia, Indien, USA – und zurück nach Augsburg, um Verantwortung zu tragen
    Die Liebe zu seiner Heimatstadt Augsburg beginnt früh: Der Junge wächst mitten in der Familienbrauerei auf. Seine Kindheit ist geprägt vom Trubel der Augsburger Innenstadt, seine Jugend von unbeschwerter Leichtigkeit. Lustig und lang sind die Abende in den Kneipen der Stadt, trotzdem schreibt Sebastian ein hervorragendes Abitur. Das Leben genießt er, finanziert durch seine erste eigene Unternehmung: Gemeinsam mit einem Freund organisiert er alles, was gefragt ist – von Kneipen-Räumungen bis zur Festzelt-Dekoration. „Da haben wir früh gelernt, flexibel zu sein“, resümiert er. Doch bald zieht es ihn hinaus in die Welt. Mit 17 Jahren verbringt er ein Jahr in den USA, danach geht es weiter: Praktika in Italien, Namibia, Indien. Das Studium führt ihn für ein Semester nach Rom, eines nach Los Angeles. Nach dem Diplom wartet ein Leben in Hochgeschwindigkeit auf ihn: Der Betriebswirtschaftler arbeitet für eine Consulting-Gruppe in Berlin und München. Immer unterwegs, immer in Bewegung.

    Dann holt ihn seine Frau zurück nach Augsburg und direkt in die Familienbrauerei. Ein Schritt, der sich schnell als richtig erweist. Plötzlich schätzt er das, was er früher als selbstverständlich nahm: kurze Wege, echte Selbstbestimmung. „Meine Oma hat immer gesagt: Nichts ist so viel wert, wie sein eigener Herr zu sein. Wie recht sie hatte.“ Bayerisch-Schwaben ist für ihn eine unterschätzte Perle mit Zukunftspotenzial: „Wir stehen für Bodenständigkeit, Fleiß und Bescheidenheit. Die Region ist klein genug, dass man sich kennt, aber groß genug, um alles zu bieten“, schwärmt Sebastian.

    Riegele Holzbierfässer
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    Sebastian Priller im Biergarten
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    Im Biergarten denkt er über Lebenskultur, Slow Food und Vertrauen nach
    Von über 100 Flügen im Jahr zu fünf Minuten Fußweg ins Büro – das ist es, was der Unternehmer heute schätzt. Und wenn es ihn doch mal hoch hinauszieht? Dann steigt er auf zum Riegele Bierflug. In 51 Metern Höhe gleitet er per Flying Fox über das Brauereigelände, mit Blick über die gesamte Stadt – und landet stilvoll im Biergarten. Ein perfekter Ort, um die bayerisch-schwäbische Lebenskultur in ihrer schönsten Form zu genießen. Nebenan wird mit höchster Sorgfalt gebraut: in Mineralwasserqualität aus dem eigenen Brunnen, Aromahopfen statt Bitterhopfen und eigenen Hefestämmen, die sorgfältig gepflegt werden. „Wir haben Europas größte Hefebank“, erzählt Sebastian nicht ohne Stolz. „Wir forschen hier und dokumentieren genau, welche Hefen wir zugeben. Weltweit machen das nur eine Handvoll Brauereien." Die Familienbrauerei gehört heute zu den modernen Braubetrieben Süddeutschlands. Die Rohstoffe werden sorgfältig ausgewählt, die Hopfenbauern kennt man persönlich. „Wir folgen dem Gedanken von Slow Food: Schau dir die Menschen an, die dein Essen und Trinken herstellen, denn das ist Vertrauenssache.“

    Kahnfahrt in Augsburg
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    Sebastian Riegele auf seinem SPEZI-Lastenrad
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    Sebastians Freizeit-Tipps

    Das Quirlige der Augsburger Altstadt und das Andächtige der Ulrichskirchen
    Manchmal schwingt sich Sebastian einfach aufs Rad und fährt los – ohne Plan, ohne Ziel. Denn Augsburg steckt voller Überraschungen. Sein Weg führt ihn oft über die Maximilianstraße, die prächtige Flaniermeile der Stadt. Auch die Ulrichskirchen, die Altstadt mit ihren alten Handwerkszünften und die versteckten Hinterhöfe haben ihren ganz besonderen Reiz – „so vielfältig wie Augsburg selbst.“ Und dann gibt es noch Orte, die ganz eng mit der Geschichte der Stadt verbunden sind: die Augsburger Puppenkiste zum Beispiel. Wenn er dort mit seiner Belegschaft einen Kabarettabend verbringt, wird herzhaft gelacht. Aber auch das Leopold-Mozart-Museum, das Fugger- und Welser-Museum und das Textilmuseum tim gehören für ihn zu den Schätzen der Stadt. Lieblingsplätze hat Sebastian Priller noch viele mehr: die sommerlichen Jazzkonzerte im Botanischen Garten oder das Sonnendeck hoch über den Dächern der Innenstadt zum Beispiel. Und was ihm gerade mit Kindern Spaß macht: Straßenbahnfahren! In Augsburg ein Erlebnis, es gibt einfach so viel zu sehen.

    Hochablass, Wolfzahnau und eine Augsburger Breze
    Was Sebastian mag, sind die ungeplanten Erlebnisse: Da passiert es ihm schonmal, dass er am Lech einfach weiterradelt, bis er – tief in Gedanken – im hübschen Donauwörth ankommt. Genauso gern spaziert er spontan die Wertach entlang oder durch den Siebentischwald. So ist er auch ein echter Fan des UNESCO-Welterbes „Augsburger Wassermanagement-System“, das sich durch die ganze Stadt zieht – eine Entdeckungsreise für alle, die sich darauf einlassen. „Ein Abstecher zum Hochablass oder in die Wolfzahnau lohnt sich immer“, findet Sebastian. Und was isst man nach einem Streifzug durch Augsburg? Die Antwort kommt ohne Zögern: „Ein Bier und eine gescheite Breze, denn die gibt’s hier noch – als Butterbreze, Schnittlauchbreze oder Leberkäsbreze.“

    Christi Himmelfahrt im Biergarten und zum Musikfestival in Augsburgs Kneipen
    Die kleinen, feinen Orte der Stadt wie die Kahnfahrt oder der Damenhof haben es dem engagierten Manager genauso angetan wie die Feste im Jahresverlauf. Besonders berührend: der Gottesdienst an Christi Himmelfahrt unter freiem Himmel im Biergarten. Besonders spektakulär: die Augsburger Sommernächte, die alle zusammenbringen. Und nicht zuletzt der herbstliche Kult-Event Riegele Honkytonk mit Livebands in vielen Kneipen der Stadt.

    Heimat – sagt Sebastian Priller-Riegele – heißt für ihn Familie, Freunde und Dinge, die Vertrautheit schaffen. Und genau das findet er in Augsburg überall.

    „Straßenbahnfahren ist in Augsburg ein echtes Erlebnis. Es gibt einfach so viel zu sehen.“

    Sebastian Priller genießt die Aussicht über Augsburg
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    Roter Tor-Wasserturm
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    Riegele-Bier ins rechte Licht gesetzt.
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    Sebastian Priller am Tresen
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    Sebastian Priller bei einer Auszeit in der Spitalgasse
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    SPEZI-Kistenwand
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    Riegele-Logo
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    Sebastian Priller im Handwerkerhof
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    Kahnfahrt Augsburg
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