Bayerisch-Schwabens Geschichten & Gesichter: Sebastian Jurka

Nah am Wasser gebaut

Sebastian Jurka als Werksmeister ist der Herr über die Schleusen des Wassermanagement-Systems der UNESCO-Weltkulturerbestadt Augsburg.

Augsburg ist mit seinen vielen Kanälen ein beliebtes Reiseziel in Bayern. Kaum einer weiß aber, dass das Wasser bereits seit dem Mittelalter eine wichtige Rolle für die Stadt spielt und viel mehr dahintersteckt. Als Meister der Schleusenwärter am Hochablass steuert Sebastian Jurka vieles um das flüssige Nass – und auch privat ist Wasser sein Hauptelement.


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Der beste Urlaubsort? Am Wasser. Lieblingsrestaurant? Die Biergärten – am Wasser. Lieblingsbrücke? Die mit dem Wasserrad. Was macht die Gegend so besonders? Wasser. Nicht zu vergessen: die Wassertürme. Der Aggregatzustand der Gespräche mit Sebastian Jurka ist vor allem eins: flüssig.

Ein Lächeln umspielt sein Gesicht, wenn er oben auf dem Hochablass steht, unter sich die gewaltigen Wassermassen, faszinierend und gefährlich zugleich, in der Hand ein Glas Durstlöscher. Wasser, selbstverständlich. Es ist laut hier oben. Und doch irgendwie beruhigend.

Der Herr der Schleusen

Der Hochablass am Lech steht seit jeher für den Beginn der Augsburger Wasserkraftnutzung. An dieser Wehranlage aus den Jahren 1911/1912 wird das Wasser für die meisten Kanäle der Stadt abgezweigt. Und Sebastian Jurka ist ihr Werksmeister, der „Herr der Schleusen“.

„Als Kind habe ich Äste in kleine Bäche geschmissen und einen Damm gebaut – wie man sieht, habe ich mich in der Größenordnung weiterentwickelt“, lacht Jurka.

 

Momentan kommen hier 560 Kubikmeter jede Sekunde runter. Die müssen entsprechend gelenkt werden.

Die Rolle des Wassers für Augsburg

2019 wurde das Wassermanagement-System in Augsburg zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Dazu gehören seine Trinkwasserwerke, Monumentalbrunnen, Wasserbauwerke, Kraftwerke, Wasserläufe und Kanäle. Durch seine kontinuierliche Nutzung und stetige Erweiterung prägte es die Wasserkunst der Renaissance und die technologischen Entwicklungen der Industriellen Revolution entscheidend. Es ist in seiner Art einzigartig. Und auch sonst glänzen die Stadt und ihr Landkreis mit zahlreichen Denkmälern der historischen Wasserwirtschaft. Fans von Brücken finden hier sogar mehr Exemplare als in Venedig. Tatsächlich gilt die Fuggerstadt als Pionier im Wasserbau, wurde die strikte Trennung zwischen Trink- und Brauchwasser hier bereits 1545 eingeführt, lange bevor die Medizin belegen konnte, wie wichtig Hygiene für die Gesundheit ist.

Die Liebe zum Wasser

Sebastian Jurka kennt die Brücken alle persönlich und mit Namen. „Auch die Instandsetzung der Brücken fällt in meinen Zuständigkeitsbereich,“ berichtet Jurka euphorisch.

„Zu meinen Lieblingsbrücken gehört die am Jakobertor, die mit dem kleinen Wasserrad – einfach ein herrlicher Anblick“, seufzt er und beim Blick in seine funkelnden Augen könnte man glatt meinen, er sei verliebt.

 

In das Wasser und seine Ausläufer, die sich wie Adern durch die Stadt schlängeln und ihr Leben einhauchen. Tatsächlich war es auch die Liebe, die ihm zu seiner Berufung verholfen hatte, denn sein Schwiegervater war selbst Werksmeister am Hochablass. Und so wie man die Liebe hegen und pflegen muss, so macht sich auch Sebastian Jurka täglich mit viel Herzblut, Witz und der nötigen Ehrfurcht an seine vielfältigen Schleusenwärteraufgaben, um das Wasser und die Stadt sicher und sauber zu halten.

Der Alltag eines Schleusenwärters

Das Handy klingelt. Bei weitem nicht zum ersten Mal heute. „Alle paar Minuten wird mir der Wasserstand durchgegeben. Bei größeren Wassermengen läuft der Hochablass eigentlich von 30 bis 200 Kubikmetern automatisch. Da muss man nicht eingreifen.

Aber für alles, was drüber geht, muss man separate Regelorgane aufmachen oder wieder schließen“, erklärt Jurka. Dafür, dass der 39-Jährige letzte Nacht um drei Uhr wegen eines Stromausfalls am Werk aus dem Schlaf geklingelt wurde, wirkt er erstaunlich fit. Viele Hollywoodstars schwören auf Wasser als Jungbrunnen. Ist vielleicht was dran.

Der Fluss spült allerhand an

„Nicht schon wieder“, ruft Jurka plötzlich, „die Leute schmeißen wirklich jeden Kram ins Wasser“. Und tatsächlich: Just in diesem Moment offenbart sich eine Mülltonne an der Wasseroberfläche. Was nun passiert, zählt ebenfalls zu den Aufgaben eines Werksmeisters: Sebastian Jurka sprintet zu seinem LKW mit Ladekran, ein paar Handgriffe später hat er die Tonne am Haken. Er nimmt es mit Humor.

„Jeden Tag was anderes. Heute die Mülltonne, morgen muss wieder ein Biber gerettet werden. Langweilig wird’s jedenfalls nicht“, grinst der gebürtige Augsburger, der behauptet, den schönsten Job der Welt zu haben.

Wasser bestimmt sein Leben

Ist Sebastian Jurka gerade mal nicht am Arbeiten, so ist er – wie sollte es anders sein – am Wasser in Bayerisch-Schwaben unterwegs. „Mit meiner Familie bin ich sehr viel draußen, im Wald und an Bächen, wo die Kinder barfuß umherhüpfen. Wenn wir draußen sind, hat es meistens was mit Wasser zu tun. Meine Kinder beschweren sich schon immer, wenn wir eine Radtour machen und an Flüssen und Brücken vorbeikommen, weil ich sie dann immer ausfrage“, lacht er.

 

„Mich macht es stolz, was die Stadt Augsburg und wir hier haben. Der Hochablass, die Stadt- und Waldbäche, die so weit verzweigt sind … Wasser ist einfach super. Mir gefällt es – für mich gibt es kein schöneres Zuhause. Es ist der Ort, an dem ich mich wohlfühle. Und mir ist es ein persönliches Anliegen, dass die Heimat auch so erhalten bleibt, wie sie ist.“

Turm auf dem Hochablass

Oben auf dem Turm auf dem Hochablass, zieht der feine Wassernebel seine Bahnen um Ohren und Nase. Ein Gefühl der Freiheit. Sebastian Jurkas Hand ruht sanft auf der Alarmglocke, nur für den Fall der Fälle. Bei Hochwasser kann er so die Menschen warnen, die unten auf den Kiesbänken sitzen. Sein Schleusenwärter-Team sorgt mit dafür, dass es trotz tosender Wassermassen doch so friedlich ist. Eine besinnliche Stille in einer lärmenden Umgebung. Ein Gefühl der Sicherheit, mit der Gefahr stets im Blick.

Freizeittipps von Sebastian Jurka

Besonders gerne ist Sebastian Jurka in der Natur unterwegs und kennt daher viele Ausflugsziele in Schwaben. Dabei schwärmt er vor allen von dem Galgenablass. Der Name hängt mit der Bauform zusammen, weil früher die Schleuse mit einem Galgen über das Wasser geschwenkt und dann herabgelassen wurde. Seine Lieblingsbiergärten sind das „Parkhäusle“ und die „Kulperhütte“ in Göggingen. Selbstverständlich beide mit Blick aufs Wasser. Mit der Familie ist er im Sommer oft im Haunstetter Naturfreibad, , eines der vielen Naturbäder der Region, einem natürlichen See oder am Kuhsee, wo man sich Boote ausleihen kann.

>> Sebastian Jurka kommt auch in einem Podcast "Unterwegs in... BAYERISCH-SCHWABEN"  der Bayern Tourismus Marketing zu Wort - wer da mal reinhören will, kann dies  >> hier  << tun!

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