Bayerisch-Schwabens Geschichten & Gesichter: Katharina Zott

Zwischen Bränden und Birnen

Katharina Zott kümmert sich seit 2010 um die Brennerei auf ihrem Hof in Ustersbach im Landkreis Augsburg.

Katharina Zott ist Doktorin der Önologie mit Studium in Kalifornien und Doktorarbeit in Bordeaux. Doch letztendlich zog es sie in die Heimat nach Bayerisch-Schwaben zurück, wo sie die Brennerei ihres Vaters übernahm und ihr Bruder die Obstplantage. Das ist Bestandteil ihrer tollen Brände, die international zahlreiche Auszeichnungen erhalten haben.

 


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Das Näschen zuckt. Die Rezeptoren arbeiten. Es ist eine schöne Nase, die gerade etwas zu tief ins Glas schnuppert. Kleopatra würde vor Neid erblassen. Ein Lächeln umspielt die Lippen. Der Obstbrand scheint den Test bestanden zu haben. Katharina Zott steht unter einem der unzähligen, voll behangenen Birnbäume auf dem 23 Hektar großen Feld und nippt an ihrem selbst gebrannten Hochprozentigen.

„Man muss schon eine gute Nase und auf jeden Fall Affinität und Hingabe zu Früchten haben. Wer Angst vor Obstflecken auf dem T-Shirt hat, ist hier falsch“, grinst sie.

Es bleibt alles in der Familie

Seit 2003 besitzt die Familie Zott die Brennrechte auf ihrem Hof in Ustersbach im Landkreis Augsburg, der bereits viele internationale Preise bekommen und auch weltweite Bekanntheit erlangt hat. Die Brennanlage suchte Katharina mit ihrem Vater aus. „2010 bin ich dann komplett eingestiegen und habe mich um die Brennerei gekümmert. Meinem Bruder gehört der Obsthof, er baut an und ich veredele. Wir arbeiten Hand in Hand. Mein Bruder ist sehr experimentierfreudig, was unser vielfältiges Sortiment zeigt“, erzählt die 41-Jährige, während sie den Hofladen betritt.

Vielfalt von selbst gemachten Produkten

Obst und Gemüse, soweit das Auge reicht, die Regale sind voll davon. Zwischen den Kisten befinden sich Marmeladen, Honig, getrocknete Apfelchips und natürlich Edelobstbrände sowie Liköre in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Alles aus eigener Herstellung. Williams Birne aus dem Holzfass ist der Publikumsliebling. Katharina Zott schnappt sich einen Apfel und beißt hinein – jeder Bissen gibt ihr ein Stück Geborgenheit.

 

„Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Mein Bruder und ich sind auf dem Hof aufgewachsen und wurden von klein auf immer auf die Felder mitgenommen. Wir durften auf dem Traktor mitfahren und waren viel bei der Oma.“

Damals war der Hof ein traditioneller Mischbetrieb mit Bullenmast und Ackerbau, der Obstanbau lediglich ein Nebenerwerb. Mit der Zeit pflanzten Katharinas Eltern Himbeeren, Sauerkirschen, Heidelbeeren und sogar Christbäume an, bald gaben sie die Bullenmast auf und konzentrierten sich ganz auf die Früchte.

Balance zwischen erfolgreichem Betrieb und Familie

Eine Horde Kinder stürmt zur Tür herein – Katharinas und die ihres Bruders. Ein Familienbetrieb durch und durch, mit vielen kleinen Anwärtern auf die Übernahme des Hofs. Katharina lacht. „Ich glaube, die größte Herausforderung in meinem Job ist das Familienmanagement.“ Tatsächlich dachte sie dann und wann schon daran, alles hinzuschmeißen. Zwischen Stillen und Kinderhüten sei es nicht immer einfach gewesen, sich um das Geschäft zu kümmern, doch der Spaß an der Arbeit, dass sie etwas Greifbares produziere, ein Produkt, das alle Facetten der Gegend vereint – die Luft, den Boden, das Klima, die Menschen, die daran beteiligt sind – all das seien die Gründe, welche die Doktorin der Önologie mit Studium in Kalifornien und Doktorarbeit in Bordeaux immer wieder zum Weitermachen animiert hätten.

Führungen und Verkostung in der Destillerie

Regelmäßig begleitet sie Interessierte durch die Destillerie und zeigt ihnen den Hof. Die Führungen finden regelmäßig und kostenfrei statt, natürlich nicht ohne flüssige Kostproben. Zudem bietet die Familie Gin-Seminare und Brennerei-Workshops an. Und wer lieber nascht, der darf sich auf den Selbstpflückplantagen an der bunten Vielfalt von Obst und frischen Früchten bedienen.

Bayerisch-Schwaben ist Katharinas Heimat

Für Katharina bedeutet Bayerisch-Schwaben Heimat. Der Name stehe für eine Gegend, die gar nicht so bekannt sei, aber gerade deshalb so authentisch ist, mit vielen geheimen Ecken. „Es ist der Ort, wo unsere Früchte wachsen, wo ich arbeite und lebe, wo meine Familie ist und wo ich mich wohl fühle“, schwärmt sie. Während sie das erzählt, packt sie gleichzeitig den Süßkirschen-Brand für eine ältere Dame ein. Die Kundin lächelt und nickt – sie versteht dieses Heimatgefühl. Es wirkt routinemäßig, wenn Katharina hinter sich in die Kiste greift, einen knallroten Schneewittchen-Apfel herauszieht und genüsslich hineinbeißt. Zum sechsten Mal innerhalb von 30 Minuten. Ernährt sie sich nur von Äpfeln und Alkohol? Sie lacht, verschluckt sich beinahe. „Natürlich nicht“, hustet sie, „mein heimliches Laster sind ‚Geschwollene‘, ein Traditionsgericht. Das sind Wollwürste, dazu Kartoffel-Gurkensalat und Bratensoße, ein Gericht, das es auch oft zu Weihnachten gibt“. Sagt’s, und beißt nochmal in den Apfel.

Ein genüsslicher Tagesabschluss mit der Familie

Es ist spät geworden, Katharina Zott schnappt sich noch einen Apfel und sperrt den Laden zu. Das Kloster ruft. „Ich fahre heute noch mit meiner Familie zum Kloster Oberschönenfeld, dort sind wir ziemlich oft. Im Museum Oberschönenfeld gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Wir sitzen dann gerne im Biergarten des Klosterstübles und genießen die Auswahl an bayerisch-schwäbischen Gerichten, und die Kinder spielen gerne auf dem Spielplatz“, erzählt sie. Keine Frage, auf den Teller kommen „Geschwollene“. Und was gibt’s dazu? „Nun ja, da der Biergarten auch unsere eigenen Brände verkauft…“, sie lächelt verschmitzt, packt ihre Tasche, beißt noch einmal in den Apfel und verschwindet in der Familienschar, die bereits sehnsüchtig auf sie wartet – bereit zum Aufbruch.

Freizeittipps von Katharina Zott

Katharina Zott empfiehlt viele abwechslungsreiche Ausflugsziele in Schwaben. Neben dem beliebten Reiseziel Kloster Oberschönenfeld ist Katharina Zott auch viel mit dem Fahrrad in den wertvollen Naturräumen im Naturpark Augsburg - Westliche Wälder unterwegs. Besonders gerne fährt sie auch durch das Reischenautal oder auf dem Witaquelle Radrundweg. Durch die vielen Hänge und Hügel hat man einen tollen und romantischen Blick ins Tal. Im Sommer verbringt sie viel Zeit mit der Familie im Fischacher Naturfreibad.

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